Seit einigen Jahren werden – nicht nur in Deutschland – in den Wintermonaten vermehrt Verluste von Bienenvölkern gemeldet. Über die Ursachen konnte lange nur spekuliert werden. Inzwischen schlagen sogar die Vereinten Nationen Alarm: Ein kürzlich erschienener Bericht des Umweltprogramms Unep, hatte gezeigt, dass das Bienensterben inzwischen zum globalen Problem geworden ist – die Uno sieht dadurch die Nahrungsgrundlage der Menschheit in Gefahr.
Jetzt haben deutsche Forscher herausgefunden, was hierzulande für das Schwinden vieler Bienenvölker während der Wintermonate hauptsächlich verantwortlich ist: eine Milbe. Zu diesem Ergebnis kommt die Langzeitstudie Deutsches Bienen-Monitoring, die von der Arbeitsgemeinschaft der Institute für Bienenforschung koordiniert wurde. Es gebe nun den statistischen Nachweis, dass „zweifelsohne“ vor allem die parasitische Milbe Varroa destructor den Bienen zusetze.
Zweitwichtigstes Problem während der Wintermonate sei die Infektion mit bestimmten Viren. Der Parasit Nosema, Pflanzenschutzmittelrückstände und andere vermutete Ursachen spielten dagegen kaum eine Rolle, teilte die Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft zu den Ergebnissen mit.
Die neue Langzeitanalyse von 2004 bis 2009 bezog etwa 120 Imker mit mehr als 1200 Bienenvölkern ein. Die Tiere wurden auf Krankheiten und Pflanzenschutzrückstände untersucht, zudem wurden Angaben zu den Bienen, die von ihnen eingetragene Nahrungsmenge (Tracht) und Wetterdaten erfasst. Der Industrieverband Agrar (IVA) sowie der Deutsche Imkerbund (DIB) unterstützten das Projekt finanziell.
Höhere Überwinterungschancen durch junge Königin
Protokolliert wurde unter anderem, wie viel Prozent der Bienen eines Volks jeweils im Oktober mit Varroa-Milben befallen waren. Mit steigender Befallsrate steige das Risiko exponentiell, das Volk im Winter zu verlieren, schreiben die Autoren nun. Die Ergebnisse zeigten, dass die bisher – meist mit Ameisensäure – durchgeführten Behandlungen des Stocks gegen die Milben noch nicht ausreichend wirksam seien, um einen Rückgang des Befalls in der gesamten Region zu erzielen.
Dass im Winter wie oft gemeldet mittlerweile fast ein Drittel aller Bienenvölker eingehen, ließ sich mit der Studie nicht bestätigen. In den vier Wintern von 2004/05 bis 2007/08 hätten die Verluste lediglich zwischen vier und 15 Prozent gelegen, heißt es in dem Papier. Neben starkem Milbenbefall und Vireninfektionen sei eine alte Königin eine der Hauptursachen für Völkerverluste. „Zum ersten Mal gelang es nachzuweisen, dass Völker mit einer jungen Königin deutlich höhere Überwinterungschancen haben als Völker mit älteren Königinnen.“ Möglicherweise werde von ihnen mehr Brut produziert, die genaue Ursache sei aber noch unklar.
Die Schlüsse aus der Langzeitanalyse ließen sich sicherlich auch auf andere Regionen Europas und möglicherweise auch Teile Nordamerikas übertragen, schreiben die Autoren. Zu bedenken sei, dass in einigen Jahren auch zusätzliche Faktoren zu den Völkerverlusten beitragen können. Die Empfehlung für Imker sei klar: „Eine wirksame Behandlung zur Bekämpfung von Varroa destructor ist die beste Lebensversicherung, die man für ein Honigvolk abschließen kann.“
N.N,(2011):Spiegel online:http://www.spiegel.de(25.03.2011)