Eine neue Verordnung soll den Einsatz von gebeiztem Saatgut und damit das Bienensterben reduzieren. Grüne möchten Bauern lieber zur Fruchtfolge verpflichten.
Bis die Bauern ihre Felder wieder mit Mais bestellen, dauert es zwar noch ein bisschen – vielen heimischen Imkern treibt es aber schon jetzt die Sorgenfalten auf die Stirn. Was sie schon länger vermutet hatten, ist mittlerweile so gut wie fix: Das jedes Jahr um diese Zeit auftretende Bienensterben ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den Einsatz von mit Insektiziden gebeiztem Saatgut zurückzuführen. Eine Maßnahme, mit der sich die Landwirte gegen den sich ausbreitenden Maiswurzelbohrer zur Wehr setzen.
Seit 2009 untersucht die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) die Auswirkungen von gebeiztem Saatgut auf umliegende Bienenvölker. Laut aktuellem Zwischenbericht gab es auch im Vorjahr in der Region Verdachtsfälle von Vergiftungen durch Abdrift von Beizmittelstaub auf blühende Pflanzen wie Löwenzahl oder Obstkulturen. Die Bienenverluste fielen aber in der Regel geringer aus als noch 2009.
Galgenfrist
„Die Anzahl der Schäden ist nicht zurückgegangen, aber der Umfang pro Bienenvolk. Es hat sich um eine Spur verbessert, aber nicht so viel, dass es für uns akzeptabel ist“, so Josef Ulz, Präsident des Österreichischen und Steirischen Imkerbundes. Fast mit Zähneknirschen habe man einem dritten und letzten „Testjahr“ bei der Umsetzung der Auflagen zugestimmt. Um die Bienenschäden zu minimieren, mussten Sägeräte so umgerüstet werden, dass der Beizstaub nicht mehr in die Luft gerät, sondern fast zur Gänze in den Boden abgeblasen wird.
Um die Bienen heuer besser zu schützen, soll die Maiswurzelbohrerverordnung abgeändert werden. Die Beschlussfassung in der Landesregierung steht unmittelbar bevor. Tenor: Wird keine Fruchtfolge betrieben, haben Bauern 2011 Wahlfreiheit, ob sie gebeiztes Saatgut einsetzen. „Wir gehen davon aus, dass sich die Menge verringern wird“, meint Josef Pusterhofer, Chef des Landwirtschaftlichen Versuchszentrums.
Ulz fordert eine rigorose Überprüfung, um zu sehen, ob die Auflagen greifen. „Wir werden heuer einen Schlussstrich ziehen. Auf Dauer können wir nicht stillhalten. Wir wollen der Landwirtschaft eine Chance geben, aber alles hat nach oben hin eine Grenze. Wir können nicht ewig zuschauen. Den Schaden kann man ganz klar zuordnen.“
Fruchtfolge
Die Marschrichtung scheint für Ulz klar, auch wenn derzeit argumentiert werde, dass das ökonomisch nicht umsetzbar sei: „Auf lange Sicht wird es ohne Fruchtfolge nicht gehen.“ Diese fordern die Grünen schon jetzt – verpflichtend als effektivstes Mittel gegen den Maiswurzelbohrer.
Pusterhofer sichert eine intensive Überprüfung der Verordnung zu. Bei der Umstellung auf Fruchtfolge gibt er zu bedenken: „Das geht nicht von heute auf morgen. Auch technisch kann man nicht einfach den Schalter umlegen.“
Für Marianne Müller-Triebl, Oststeiermarksprecherin der Grünen, ist das auch eine Frage des Wollens: „Die Fruchtfolge ist unabdingbar. Die Zulassung dieser giftigen Beizmittel muss endlich zurückgezogen werden.“